Meine fünf Betrachtungen des Lebens

Bild: Ohne Titel, Acryl auf Leinwand, Ulrike Zika, 2024

1. Ich bin Teil der Natur

Alles Leben bewegt sich im Kreislauf von Entstehen und Vergehen – auch ich.
Dieses Wissen erinnert mich daran, dass ich nicht getrennt bin, sondern eingebunden in ein größeres Ganzes.
Es schenkt mir Trost, mich diesem natürlichen Wandel anzuvertrauen.
Die Verbundenheit mit allen Lebensformen weckt in mir Demut, Staunen und Dankbarkeit.

2. Das einzig Beständige im Leben ist der Wandel

Mein Körper verändert sich, Zellen sterben und erneuern sich unaufhörlich. Gefühle und Gedanken kommen und gehen, sie sind stets im Fluss und in Bewegung. Auch meine Beziehungen wandeln sich, Tag für Tag. Angenehme Dinge vergehen, aber auch unangenehme Dinge vergehen. Darin liegt eine große Freiheit. Wenn ich den Wandel umarme, wird es still und friedlich in mir.Im Loslassen finde ich Entspannung, Weite und Vertrauen ins Leben.

3. Die Wildheit des Abenteuers

Die vermeintliche Sicherheit, der wir innerlich wie äußerlich ständig nachlaufen, existiert nicht. Auch wenn wir planen und kalkulieren, das Leben bleibt unberechenbar. Und genau darin liegt seine Magie.

Mich überraschen lassen, jeden Tag aufs Neue, vom Leben und von mir selbst. Neugierig hinschauen auf Gedanken, Gefühle, Bewegung in mir. Offenbleiben und bereit sein, mich mit all meinem Sein einzulassen auf das Leben. Bis zum letzten Atemzug.

4. Mein Körper ist eine kostbare Leihgabe

Auch wenn mein Körper nicht perfekt ist, wenn er altert, ermüdet oder schmerzt, bin ich dankbar für dieses Wunderwerk, das mich durch mein Leben trägt.Achtsamkeit lehrt mich, welch kostbares Geschenk er ist:

Er lässt mich das zärtliche Streicheln des Südwindes auf meiner Haut spüren. Er lässt mich den betörenden Duft wilder Rosen riechen. Er lässt mich die saftige Süße sommerfrischer Erdbeeren schmecken. Er lässt mich an den schillerndsten Farben und den himmlischsten Klängen dieser Welt erfreuen.

Ich will ihn ehren und mit ihm genießen, solange ich darf.

5. Alles ist miteinander verbunden

Nichts und niemand existiert aus sich allein. Alles bedingt einander. Ohne meine Vorfahren wäre ich nicht. Auch ohne die Elemente wäre ich nicht. Ich brauche Luft zum Atmen, Wasser zum Leben, Nahrung, Licht und Wärme. Ich brauche Begegnung, Berührung, Beziehung. Selbst die Mikroben in meinem Körper, die Bakterien und Mineralien der Erde, sie alle tragen auch mich. Meine Gedanken und Gefühle entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie sind geformt von meiner Geschichte, meiner Kultur, den Menschen um mich herum.

Jede Mahlzeit, die ich zu mir nehme, ist Teil dieses großen Netzes: verbunden mit Regenwürmern und Regen, mit Sonne, Erde, Bauern und Bäuerinnen, Händlern, Transportwegen, Händen, die säen und ernten.

Wenn ich das wirklich begreife, kann ich nichts mehr als selbstverständlich ansehen. Alles, was ich tue, konsumiere, atme ist Teil eines Geflechts von Ursache und Wirkung. Die einzigen möglichen Konsequenzen aus dieser Einsicht sind Dankbarkeit und Verbundenheit.

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Inspiriert von den New Contemplations on the Body, Impermanence, and Death von Roshi Joan Halifax,
basierend auf den „Neun Betrachtungen des Todes“ des tibetischen Gelehrten Atisha (11. Jh.).
Quelle: www.upaya.org/dox/Contemplations.pdf

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