Kreativität als Quelle von Wohlbefinden

Etwas mit den eigenen Händen oder der eigenen Stimme zu erschaffen, verändert uns. Wer malt, singt, musiziert oder tanzt, tritt in einen anderen inneren Raum ein: Einen Raum, in dem wir ganz da sind, präsent, konzentriert, verbunden mit dem Moment.
Zahlreiche Studien zeigen heute, was viele Menschen intuitiv spüren: Kreative Betätigung stärkt das seelische Gleichgewicht, senkt Stress und wirkt heilsam auf Körper und Geist.

Forscherinnen der Drexel University in den USA konnten etwa nachweisen, dass schon 45 Minuten Malen oder Gestalten den Stresshormonspiegel deutlich senken, unabhängig davon, ob man künstlerisch begabt ist oder nicht. Auch gemeinsames Singen zeigt messbare Wirkungen: In Chören wurde ein Anstieg von Immunglobulinen, eine Reduktion von Cortisol und eine spürbare Stimmungsaufhellung festgestellt. Das sind keine kleinen Effekte, sondern Zeichen dafür, dass kreative Tätigkeiten tief in unsere biologischen Regelkreise eingreifen: Sie beruhigen das Nervensystem, fördern positive Emotionen und stärken die Selbstwahrnehmung.

Musiktherapie wird mittlerweile in vielen Kliniken ergänzend eingesetzt, etwa bei Depressionen, Angststörungen oder chronischen Schmerzen. Auch bildnerisches Gestalten hilft, innere Spannungen zu regulieren und Gefühle auszudrücken, für die es vielleicht keine Worte gibt. Kreatives Tun verbindet uns mit unserer Lebendigkeit, mit der eigenen Schöpferkraft – und manchmal auch mit etwas Größerem, das uns trägt.

Noch stärker werden diese Effekte, wenn wir gemeinsam musizieren oder gestalten. Wenn Menschen miteinander singen, trommeln oder malen, entsteht Resonanz, im wörtlichen ebenso wie im übertragenen Sinn. Die Atemrhythmen passen sich an, Herzschlag und Hormone schwingen mit, Zugehörigkeit wächst. Studien der Universität Oxford und anderer Forschungsgruppen zeigen, dass gemeinsames Singen Endorphine freisetzt und soziale Verbundenheit fördert, ein natürlicher Gegenpol zu Einsamkeit und Erschöpfung.

Kreativität, Kunst und Musik ist also weit mehr als Freizeitgestaltung. Sie ist eine Form innerer Hygiene, eine stille Medizin, die uns stärkt, zentriert und uns mit uns selbst, mit anderen und mit dem Leben verbindet

Quellen:

  • Kaimal, G. et al. (2016). Art making and stress reduction. Drexel University.
  • Kreutz, G. et al. (2004). Singing and Immunoglobulin A. University of Frankfurt.
  • WHO (2019). What is the evidence on the role of the arts in improving health and well-being? Scoping Review.
  • Fancourt, D., & Finn, S. (2019). Arts and Health. WHO Europe.
  • Daykin, N. et al. (2018). Music, Singing and Wellbeing: Systematic Review.

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