
Immer mehr Menschen fühlen sich einsam. Was viele von uns spüren, bestätigt nun auch der aktuelle OECD-Bericht “Social Connections and Loneliness in OECD Countries” (2025).
Rund sechs Prozent der Menschen in 23 OECD-Ländern gaben an, sich „meist“ oder „immer“ einsam zu fühlen. Mehr als zwei Drittel haben täglichen Kontakt zu Freundinnen, Freunden oder zur Familie, doch die Daten zeigen: Es ist nicht die Anzahl der Begegnungen, die zählt, sondern ihre Qualität. Besonders gefährdet sind junge und alte Menschen, also die beiden Enden der Alterskette. Auffallend ist auch, dass immer mehr Männer unter Einsamkeit leiden. Sie berichten seltener über soziale Unterstützung und sind mit ihren Beziehungen im Durchschnitt weniger zufrieden. Menschen mit geringerem Einkommen, niedrigerem Bildungsniveau oder jene, die allein leben, sind besonders betroffen.
Die OECD-Daten zeigen zudem, dass Häufigkeit und Beziehungsqualität nur schwach zusammenhängen (Korrelation ≈ –0,04). Wir können viele Menschen treffen und uns doch allein fühlen.
Mich berührt diese Erkenntnis sehr, weil sie etwas sichtbar macht, das wir alle kennen: Wie grundlegend unsere Fähigkeit ist, in Verbindung zu bleiben – mit uns selbst und miteinander. Echte Verbundenheit entsteht dort, wo Vertrauen wachsen darf, wo wir präsent sind, wo wir einander wirklich zuhören und uns auch mit unseren Fehlern und Unzulänglichkeiten zeigen dürfen. Dort, wo wir menschlich sein dürfen, kann Nähe entstehen.
Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, bewusster Ausschau zu halten: Wer in meinem Umfeld braucht gerade Verbindung? Wo ist jemand allein, ohne dass es jemand merkt? Was kann ich tun, um Beziehung zu stiften – einfach durch Dasein, Zuhören, Aufmerksamkeit?
Einsamkeit ist kein individuelles Versagen, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. Vielleicht ist sie eine Einladung, wieder neu zu lernen, was es heißt, wirklich verbunden zu sein.
📘 OECD-Bericht lesen (2025): Social Connections and Loneliness in OECD Countries
