Wir stecken in einer emotionalen Rezession – und brauchen eine neue Kultur der Verbundenheit

Die Welt befindet sich nicht nur in wirtschaftlichen oder ökologischen Krisen, sondern zunehmend auch in einer emotionalen. Der aktuelle State of the Heart Report 2024, die weltweit größte Studie zur emotionalen Intelligenz, zeigt alarmierende Entwicklungen. Seit 2019 ist die emotionale Intelligenz weltweit um 5,5 Prozent gesunken, das allgemeine Wohlbefinden um 5,3 Prozent. In zwei Dritteln aller Branchen hat Burnout zugenommen. Besonders betroffen ist die junge Generation. Viele Angehörige der sogenannten Generation Z fühlen sich erschöpft, orientierungslos und innerlich leer. Sie berichten von Einsamkeit, Überforderung und Sinnverlust.

Die Forschenden sprechen von einer emotionalen Rezession, einer Art Erschöpfung unserer inneren Ressourcen. Menschen verlieren ihre Energie, ihre Hoffnung, ihre Motivation und oft auch ihre Fähigkeit, sich selbst und andere empathisch wahrzunehmen. Das ist mehr als eine persönliche Krise einzelner. Es ist ein kollektives Phänomen, das Familien, Schulen, Organisationen und ganze Gesellschaften betrifft. Wir erleben einen Verlust an emotionaler Präsenz und an Verbundenheit. Verbundenheit zu uns selbst, zu anderen und zur Welt, die uns umgibt.

Besonders deutlich zeigen sich die Unterschiede zwischen den Generationen und Geschlechtern. Junge Menschen haben die niedrigsten Werte in emotionaler Intelligenz, Motivation und Lebenszufriedenheit. Über die Hälfte gibt an, sich wenig zufrieden zu fühlen – ein Hinweis auf ein hohes Risiko für Burnout und emotionale Erschöpfung. Frauen haben nach der Pandemie deutlich an emotionaler Kompetenz gewonnen, vor allem im Bereich Empathie und Beziehungsgestaltung, tragen aber gleichzeitig eine hohe Belastung. Männer wiederum erleben einen spürbaren Rückgang an Lebensqualität, emotionaler Ausdrucksfähigkeit und sozialer Nähe. Immer mehr berichten von Isolation, Einsamkeit und fehlender Verbundenheit.

Die gute Nachricht ist, dass emotionale Intelligenz lernbar ist. Sie korreliert stark mit persönlichem Erfolg, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz sind messbar wirksamer, ausgeglichener und resilienter. Doch entscheidend ist nicht nur der individuelle Nutzen. Emotionale Intelligenz ist eine gesellschaftliche Kompetenz. Sie befähigt uns, mit Komplexität umzugehen, Konflikte menschlich zu lösen und Beziehungen auf Vertrauen aufzubauen. Sie ist der Schlüssel zu einer Kultur des Miteinanders.

Die emotionale Rezession, so schmerzhaft sie ist, kann ein Weckruf sein. Sie zeigt uns, dass es nicht reicht, immer schneller und effizienter zu werden. Wir brauchen Räume der Achtsamkeit, der Selbstfürsorge und des Mitgefühls. Räume, in denen Menschen lernen, sich selbst zu verstehen, Grenzen wahrzunehmen und in Verbindung zu bleiben, auch wenn sie unter Druck und in Veränderung sind. Vielleicht liegt gerade in dieser Krise eine Chance. Eine Einladung, weicher zu werden, wacher, menschlicher. Wir sollten uns daran erinnern, was uns wirklich stärkt: Beziehung, Sinn und die Fähigkeit, mit offenem Herzen zu leben.

Quelle: State of the Heart Global Report 2024 – Six Seconds

Hier geht es zum Heart Global Report 2024 von Six Seconds

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